Das Sticker-Handwerk
Wer einmal die Gelegenheit hat, in unserer Fahnenstickerei den Stickerinnen bei der Arbeit zuzusehen, wird feststellen, dass er Zeuge uralter Handwerkskunst ist. Nicht nur feinmotorisches Geschick und Fingerspitzengefühl sind nötig, um eine Fahne oder ein Fahnenband herzustellen – vielmehr bedarf es einer gewissen künstlerischen Ader, einem Auge für Farben und Schattierungen. In unzähligen kleinen Arbeitsgängen entwickelt sich die Vereinsfahne zu einem einmaligen Gesamtkunstwerk.
Inhalt
HandstickereiMaschinenstickerei
Computerstickerei
Handstickerei
Die auf den Fahnenstoff nach Grafikerentwurf vorgezeichneten Schriften werden von der Handstickerin in feinster Detailarbeit aufgebracht. Sie bereitet zunächst die Materialien vor:
- goldene, silberne oder altgoldene Litze für Goldhochstickerei
- glatte oder krause Frisée für Außenstriche, Konturen oder Verzierungen in gold, silber oder mit Patina
- unterschiedlich dicke Garne oder Kordeln für Schatten oder Umrandungen
- Cantille (innen hohle Metallspiralen) in gold, silber oder mit Patina
- starken Nähfaden
- Nadeln in verschiedenen Längen und Stärken
- Scheren
- Ahlen/Vorstecher
Goldhochstickerei
Zuerst wird die auf den Grundstoff aufgepauste Buchstabenform mit einem Wollfaden unterlegt. Dieser dient dazu dem Buchstaben die nötige Höhe zu verleihen. Die ca. 3 mm breite, flexible Litze wird in Zickzack gelegt und mit einem starken Faden unsichtbar auf dem Samt, dem Fahnenrips oder der Seide aufgenäht. Die Kunst besteht dabei darin, durch Hin- und Herlegen der Litzenbahnen in bestimmten Abständen, dem Buchstaben oder der Zahl die passende Form zu verleihen.
Cantille-Stickerei
Bei der Cantille handelt es sich im Grunde um eine hohle Metallspirale. Die erfahrenen Stickerinnen in unserer Fahnenstickerei wissen genau, wieviele Millimeter und Stückchen des echt vergoldeten Materials sie mit ihren scharfen Scheren abschneiden müssen, um eine bestimmte Buchstabenbreite zu erzielen. Sie fassen mit einer feinen Nadel diese kleinen Teile einzeln auf einen Faden auf und nähen sie schräg parallel nebeneinander, bis der gesamte Buchstabe gemäß dem aufgepausten Entwurf fertig ist. Hierzu sind lange Erfahrung, Geschick und gutes Augenmaß wichtige Voraussetzungen.
Korbflechtstickerei
Das Wichtigste bei der Flechtstickerei ist der Unterbau. Die einzelnen Buchstaben oder Motivteile werden so mit Wollbündeln unterlegt und die Goldschnüre sichtbar mit versetzten Goldschnüren angenäht, dass sich optisch das Bild eines Geflechts ergibt. Diese wellenartige Struktur wirkt besonders edel, da sie das Licht in verschiedener Weise reflektiert.
Maschinenstickerei
Für diese Stickart finden in unserer Fahnenstickerei Maschinen Verwendung, die teilweise noch aus dem 19. Jahrhundert stammen, u.a. von der bekannten Firma Cornely. Sie sehen aus wie Nähmaschinen, lassen aber ein freies Bewegen des Stoffes unter der Nadel zu. Weshalb man bei der Entstehung des Stickbildes von "Nadelmalerei" spricht, lässt sich leicht erklären, wenn man der Stickerin über die Schulter sieht.
Von der Grafik zum fertigen Bild
Unsere Grafiker fertigen für jede Vereinsfahne zunächst einen farbigen Entwurf des Mittelbildes bzw. des Motives für das Fahnenband. Diesen Entwurf legt sich die Stickerin zurecht und beginnt zunächst mit der
Materialauswahl
Zur Verfügung stehen unzählige Stickgarne in zahlreichen Schattierungen von Markenherstellern wie Madeira und Gunold. Nach dreieinhalb Lehrjahren und einem Vielfachen an Zeit als fertige Fachfrau weiß die Stickerin, welche Farben in wievielen Nuancen sie benötigt, um die bunte Vorlage in ein farbgetreues Stickbild umzusetzen. Blitzschnell wechselt sie von hellen zu dunkleren Schattierungen und achtet darauf, dass die Übergänge nicht zu erkennen sind. Eine Spiegelung auf dem Wasser, eine Rundung auf dem matten Feuerwehrhelm, die Falte auf der Trachtenschürze – sie alle wirken in der sogenannten Plattstichstickerei auf der Fahne später in ihren naturgetreuen Farben wie echt.
Schriften
Kleinere Texte oder Namenseinstickungen wie z.B. auf der Rückseite eines Festdamenbandes werden in maschineller Neugoldstickerei gefertigt. Die Lurexfäden glänzen edel und lassen feine Schriftarten wie Schreibschrift zu.
Sticktechniken
- Plattstichstickerei
- Kurbel-/Kettstichstickerei
Computerstickerei
Der Stickcomputer kommt in unserer Fahnenstickerei zum Einsatz, wenn für ein Stickbild ein digitales Programm erstellt werden kann. Jeder einzelne Stich wird hierbei gemäß einer Grafikdatei angelegt und für den Computer lesbar gespeichert. Diese Prozedur, das "Punchen", ist sehr zeitaufwändig, aber wenn das Programm erst einmal erstellt ist, kann es immer wieder verwendet werden. Wir benutzen den Stickcomputer für Ärmelabzeichen, Direktbestickungen auf Kleidung und wiederkehrende Motive auf Fahnenbändern.